RoKaDo – Deutsches Rennteam der 70er

RoKaDo

Ich habe vor ein paar Tagen ein RoKaDo Team-Trikot ergattern können, jedoch nicht aus Wolle sondern aus modernen Stoff “Made in Marokko”. Jetzt fragt sich bestimmt fast jeder: “Was ist so besonderns an RoKaDo, wer oder was ist das überhaupt?” RoKaDo ist/war ein Hersteller für Lattenroste aus Dortmund/Holzwickede dessen Firmenchef Robert Kahl (Dortmund) sich zwischen 1972 und 1976 einen deutschen Renstall gegönnt hat. Gleich im ersten Jahr wurde Lucien Aimar (Toursieger 1966) verpflichtet. Auffällig in meinen Augen ist, dass die meisten Fahrer ihren Karriere-Höhepunkt gegen Ende der 1960er Jahre hatten…

Das Team

Zumminest im ersten Jahr fuhr das Team laut radsportseiten.net auf ROKADO Rädern die wohl von Hugo Rickert gebaut wurden. Ab 1973 hieß der Radlieferand De Gribaldy. Doch bereits 1976 wurde das klamme Team wieder aufgelöst nachdem sich der westfälische Möbelfabrikanter für fünf Millionen Mark recht wenig Ruhm eingehandelt hatte. Bekannt ist z.B., daß der Teameigner seinen Fahrern bei der Tour de Suise 1975 nach einem Wintereinbruch seinen Fahrern keine Wetterjacken zur Verfügung stellen konnte.1)Hellwig kommt wieder in Tritt – Mittelbayerische Zeitung, 30. Januar 2006. Außerdem hatte wohl seine Belegschaft kein Verständnis mehr für solche Spielereien2)“Das Buch der Radsporttrikots”, Seite 120, Covadonga Verlag

Fahrer waren u.a. Karl-Heinz Kunde, Rolf Wolfshohl (1972, ab 1975 Teamchef), Klaus Bugdahl (1972), Sigi Renz (1972) und Hennes Junkermann.

Multimedia

Hier eine kleine Reportage zur Tour de France 1972, in dem ein paar Mal das RoKaDo-Team auftaucht:

References / Quellenangabe

References / Quellenangabe

1 Hellwig kommt wieder in Tritt – Mittelbayerische Zeitung, 30. Januar 2006
2 “Das Buch der Radsporttrikots”, Seite 120, Covadonga Verlag

10 Kommentare

  1. Suche dringend ein oder zwei ROKADO Trikot. Bin ehemaliger Radprofi vom Team ROKADO. Wäre Dir sehr verbunden wenn Du mir die Einkaufsadresse zukommen lassen könntest.Beste Grüsse Sigi!

    • Hallo Sigi,
      mein Trikot ist aus dem französischen Webshop cycles-marcarini.com ( einfach nach rokado suchen). Leider ist wohl nur noch ein Trikot in 6/XXL verfügbar.
      Die Lieferung erfolgte relativ schnell, bezahlt habe ich mit PayPal.
      Gruß
      Daniel

  2. Der Radrennstall rokado wurde gegründet,weil der Firmenchef Herr Robert Kahl seine Produkte in den BENELUX Ländern vermarkten wollte.Durch die zahlreichen Übertragungen der Radrennen in TV und Presse gab ihm der Erfolg hinsichtlich der Werbung damit Recht.Falsch hingegen ist es,das die Belegschaft ein Mitspracherecht in Entscheidungen des Firmenchefs hatte.

    • Ich glaube da liegst du 2x mal falsch. Ich zitiere aus “Das Buch der Radsporttrikots”, Seite 120: “(…) Für Investitionen von fünf Millionen D-Mark habe er reichlich wenig Gegenleistung bekommen, resümierte Robert Kahl resigniert – nun habe die Belegschaft seiner Bettenfabrik für solche extravaganten Werbemätzchen kein Verständnis mehr.”. Autoren: Andreas Beune und Rainer Sprehe – Covadonga Verlag.
      Der Erfolg war lediglich 1x das grüne Trikot bei der Tour de France 1974 (Herman Vanspringel), ein paar Etappensiege bei der Vuelta und dem Giro. 1975 blieb jedoch die Einladung zur Tour aus. 1976 begnügte man sich noch ein Jahr mit der Rolle als Co-Sponsor des Maes-Team und war anschließend nur noch Geschichte…
      Ich habe die Quelle im Beitrag oben ergänzt.

  3. Von 1972 bis 1979 leitete ich das Gästehaus rokado Alle Pressetermine,Besprechungen hinsichtlich der Radsport Gruppe fanden dort statt.Ausserdem wurde es auch als Trainingslager zUr Verfügung gestellt.Somit habe ich diese Infos nicht aus Büchern, sondern hautnah erlebt!

    • Das mag ja sein. Doch der “große” sportliche Erfolg war spärlich (s.o.) und das es hier und da Arbeiter-/innen in der Fabrik gab die den Erfolg und die (für deutsche Verhältnisse) großen Ausgaben verglichen unzufrieden waren würde mich nicht wundern. Wir deutsche nörgeln gerne und sind stets unzufrieden. Diese Stimmen/Stimmung/Meinung/Gedanken gibt es eingentlich immer und von

      Mitspracherecht in Entscheidungen des Firmenchefs

      hat auch niemand was geschrieben außer dir 😉
      Außerdem hat Robert Kahl in einem Resumee von wenig Gegenleistung gesprochen… Spekulativ ist für mich nur wann er dieses Resumee abgegeben hat! Schon in den 1980er oder erst kurz vor seinem Tod?!

      Zum Vergleich:
      Flandria hatte in der 1970 ein Budget von 1.000.000,- DM pro Jahr.
      Gewonnene Rennen in den 1970 (Auswahl):
      Lüttich–Bastogne–Lüttich, Paris-Roubaix, 2x Podium und min. vier Etappensiege bei der Tour de France, Flandern-Rundfahrt, Vuelta, Giro Italia, mehrere nationale Straßenmeister und Straßenweltmeister.

  4. Vielleicht lag es ja nicht an den fehlenden Winterjacken sondern eher an einigen arroganten und wenig professionellen Fahrern?
    Auch ich beziehe mein Wissen nicht aus Büchern sondern aus meiner Kindheitserinnerung und Erfahrung.

    • Interessant das ein RoKoDo seinen Weg nach Tornto gefunden hat! Danke für den Link.
      RoKaDo in Toronto, Kanada
      Meine letzte Info ist, dass nach dem Ende des Teams die Räder an Curve Brackel übergeben und anfang 1980er dann in die UdSSR verschickt wurden. Nur wenige Räder sind im Privatbesitz gelandet.

      • Hallo Daniel, da muss ich Dir leider widersprechen.
        Als Brackeler Fahrer aus der Zeit ( bis 2015 übrigens), weiß ich nur, das wir damals unsere eigenen Räder im Winter abgegeben haben, um sie nach 2-3 Monaten im ROKADO Design wiederbekommen zu haben. Das hat damals Hugo Rickert gemacht, es war ein Entgegenkommen unseres Vereins, damit es ein einheitliches Erscheinungsbild mit der Bekleidungslinie gab. Wir hatten damals auch 2 Versionen, die SPO gab damals auch keine andere Möglichkeit, Version 1 Trikots und Trainingsanzüge plus Wintermütze mit ROKADO Beflockung in den Farben Blau/Gelb und Version 2 gleiche Trikots, aber blanko ohne Schriftzug.
        Es mag sein, das nach Auflösung des Profistalls einige Räder den Weg nach Brackel gefunden haben, von einer kpl. Übernahme des Materials ist mir nichts bekannt. Auch die Geschichte mit der Weitergabe an die damalige UDSSR kann ich so nicht bestätigen. Ich habe über dieses Thema noch vor ca. 2 Jahren mit unserem damaligen Materialwart O.R. gesprochen, daraus haben sich für mich keine anderen Ergebnisse ergeben.

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